Informationen zu Dänemark   



Dänemarks Intermezzo als Elchnation

An einem Wochenende Mitte Mai 2000 sank der dänische Elchbestand um 100 Prozent, wie die einheimische Presse traurig berichtete. Elch "Elmar" wurde nahe dem kleinen Bahnhof Kvaekeby von einem Schnellzug erfaßt und fand bei Tempo 140 ein unrühmliches Ende, und Dänemark war wieder elchfrei.

In Frühjahr war der bis dato namenlose Elch durch den Öresund von Schweden bis nach Dänemark geschwommen, die offizielle Eröffnung der Brücke mochte er nicht abwarten. Die Schweden konnten den Verlust verschmerzen, fiel doch bei ihren 300.000 Elchen der Abgang eines Tieres nicht weiter auf.

Ganz Dänemark war entzückt, und die Einwohner nahmen leidenschaftlich Anteil am Schicksal des Tieres, das sich auf Nahrungs- und Partnersuche langsam südwärts bewegte. Den Enthusiasmus der Dänen konnte auch nicht bremsen, dass sich der Elch schon mal in Kopenhagener Vororten blicken ließ und sich die Pflanzen in den Gärten schmecken ließ. Flugs gründete sich ein Klub der "Freunde des Elchs" und taufte das Tier "Elmar". Die Bevölkerung und Presse nahm rege Anteil, man sorgte sich um die Libido des Elchbullen. Das Tier müsse in der dänischen Landschaft "schrecklich frustriert" sein, meinte z.B. Ole Olsen, Professor der Landwirtschaftlichen Hochschule und plädierte für ein Einfangen und Rücktransport nach Schweden. Dänische Elchenthusiasten wiederum forderten, weitere Exemplare des Großwilds ins Land zu locken und einen einheimischen Elchbestand zu schaffen.

Immerhin sei der Elch früher in ganz Mitteleuropa beheimatet gewesen, wurde argumentiert, und der Elch gehöre auch nach Dänemark. Geflissentlich wurde übersehen, dass landesweit fast alle Wälder zugunsten der Landwirtschaft abgeholzt wurden und lediglich kurz vor Aalborg mit "Rold Skov" ein kümmerlicher Rest des einstigen Waldreichtums stehenblieb. Letztlich erübrigte sich die Diskussion, als Lokführer Peter Frisch mit seinem Schnellzug nach Kopenhagen das Tier unabsichtlich bei Höchstgeschwindigkeit erlegte.

Wenig bekannt ist, dass auch Deutschland ab und an in den Kreis der Elchnationen gehört. Zu den illegalen Zuwanderern an Deutschlands Ostgrenze gesellen sich auch immer wieder Elche, die von Polen kommend die Oder durchwaten oder schwimmen und sich dann im Brandenburgischen tummeln. Und solange sich der Bau neuer Hochgeschwindigkeitstrassen noch verzögert, haben die Tiere bei uns auch eine reelle Überlebenschanche.

© Ronny Nisz 08/00, u.a. nach Berichten der FR, SZ, BILD vom 23. und 24. Mai 2000.


Freie Fahrt nach Dänemark in der Sommersaison 2001
Schärfere Kontrollen in Norwegen zu erwarten

Am 25. März 2001 sollen an der deutsch-dänischen Grenze endgültig die Schlagbäume fallen, Schengen macht’s möglich. Bislang war die Grenze die einzige in EU-Binnengrenze in Europa, wo formell noch kontrolliert wurde. Der Grund: Die skandinavischen Länder sind in der "nordischen Paß- und Zollunion" zusammengeschlossen, und verzichteten ihrerseits auf Kontrollen bei den gemeinsamen Binnengrenzen. Die Schengen-Außengrenze der Europäischen Union wird demnach ab dem 25. März 2001 die zu Norwegen sein, dem einzigen skandinavischen nicht-EU-Staat.

Ob auch Reisebusse gänzlich ohne Kontrolle die Grenze passieren können, bleibt abzuwarten; wenigstens werden aber die zeitraubenden Warteschlangen an den Grenzen wegfallen. Mit intensiveren Kontrollen ist dann seitens der Norweger zu rechnen, die schon jetzt wegen ihrer restriktiven Alkoholpolitik auch gerne mal einen Reisebus auf den Kopf stellen. Da haben sich in der Vergangenheit insbesondere die Hafenzollbehörden in Kristiansand hervorgetan. In Oslo geht es ob des Massenandrangs etwas legerer zu, und wer über Bergen oder Egersund nach Norwegen einreist, erlebt die Zollbeamten meist nur als freundlich winkende Herren, wenn überhaupt einer da ist.

Der Wegfall der Grenzkontrollen soll aber zu verstärkten Kontrollen im grenznahen Bereich führen. Während dies in Deutschland und Dänemark sich auf Paßkontrollen beschränken soll, gehen die Norweger auch hier einen Schritt weiter. Schon immer hatte der Zoll das Recht, Kontrollen im ganzen Land durchzuführen. Gerade da, wo viele Reisebusse zusammenkommen, wird gerne mal ein Blick auf die Alkoholvorräte geworfen, sei es kurz vor dem Nordkapp oder auf dem Busparkplatz am Westbahnhof in Oslo. Beliebt sind auch bei Reisebussen Gewichtskontrollen an eigens dafür angelegten Waagen im ganzen Land, gelten doch in Norwegen geringere Achslasten als in der EU. Seit 1998 werden auch gerne Spritproben aus Bussen gezogen, ist doch der norwegische "afgiftsfri"-Diesel erheblich billiger. Da hilft dann auch nicht die Ausrede, man habe afgiftsfri mit abgasfrei übersetzt und wollte umweltbewußt tanken. Die korrekte Übersetzung lautet "abgabenfrei" und genauso korrekt werden 20.000 NOK Strafe kassiert.

© Ronny Nisz 2000


Eine dänische Spezialität: Schafskäse aus Kuhmilch

Bei dänischen Spezialitäten fallen einem vor allem die Produkte ein, die man als Urlauber so genießt: Die typischen Hot-Dog-Würstchen in knallroter Pelle, die nicht minder rote Mettwurst, lebensmitteltechnisch eingefärbt, und die klassische dänische Remoulade mit Weißkohl, unvermeidlicher Bestandteil bei Hot-Dogs und Hamburgern.

Ende der siebziger Jahre entwickelten dänische Lebensmitteltechniker ein Verfahren, aus Kuhmilch "Schafskäse" herzustellen. Die klassischen Fetaproduzenten und -exporteure Griechenland und Bulgarien konnten den gestiegenen Bedarf einfach nicht mehr befriedigen. Den ca. neun Millionen Griechen stehen zur Sommersaison fast genauso viele Urlauber zur Seite, von den ungezählten griechischen Restaurants im Ausland ganz zu schweigen. Wo sollte da all der Feta herkommen, der nun einmal zu einem klassischen Hirtensalat gehört? Die Dänen sannen auf Abhilfe.

Mit Hilfe eines Lebensmittelfarbstoffes, der sinnigerweise den Namen "Patent-Blau" trägt, und eines komplizierten Produktionsprozesses ließ sich aus Kuhmilch ein Käse herstellen, der dem klassischen Schafs-Feta in Geschmack, Farbe und Qualität in nichts nachsteht. Mehr noch: Der dänische "Feta" war kompakter, milder (weniger salzig) im Geschmack und ließ sich vor allem um ca. fünf DM billiger pro Kilo produzieren als das Originalprodukt aus dem Mittelmeerraum oder vom Balkan. Als einziger Schönheitsfehler machte sich anfangs bemerkbar, das Kuhmilch-Feta in sanftem Gouda-gelb daherkam, was der Konsument lt. Marktforschung sofort mit "alt" und "vergammelt" assoziierte. Da schaffte der bereits erwähnte Farbstoff Abhilfe und färbte den Käse so kreideweiß, wie der Kunde es wünscht.

Der nachgemachte Kuh-Feta gehört zu den unbestrittenen Erfolgsprodukten der dänischen Landwirtschaft. Schon Mitte der neunziger Jahre wurden rund 74.000 Tonnen exportiert, davon ca. 65.000 Tonne in Regionen außerhalb der EU, das Meiste ging in den Iran. Einziger Wehrmuthstropfen: die mangelnde Zahlungsmoral der Iraner. Seinerzeit summierten sich 175 Millionen DM auf dem "Feta-Konto", abgesichert durch dänische Exportkredite und damit durch den dänischen Staat. Dabei hatten die Dänen einen hohen politischen Preis gezahlt, wenig wohlmeinende Kritiker werfen dem Staat noch heute äußerst lasche Proteste und mangelnde Intervention im Zuge der Salman-Rushdie-Krise aufgrund der Exportinteressen des Landes vor. Ein Vorwurf, der im traditionell liberalen Dänemark schwer wiegt.

Keine Mühe hatten die Dänen gescheut, ihre Interessen zu sichern. Nur wenige Produkte in Europa dürfen sich einer geschützten regionalen Herkunftsbezeichnung erfreuen, so wie z.B. französischer Champagner oder italienischer Pharma-Schinken. Die Dänen konnten immerhin ihren Esrom- und Danablu-Käse so absichern lassen, verwehrten aber den Griechen einen Schutz ihres Feta-Schafskäses. Feinsinnig wurde argumentiert, dies sei doch lediglich eine Gattungsbezeichnung wie Emmentaler oder Gouda, egal wo er herkomme. Dahinter steckten handfeste wirtschaftliche Interessen. EU-Exportsubventionen gibt es nur, wenn das Produkt im Ausland unter dem selben Namen wie in Europa verkauft wird.

Mittlerweile hat sich das Problem europäisiert. Wer in Deutschland heutzutage von der renommierten Käserei Hochland im Supermarkt ein Produkt mit vermeindlichem Schafskäse erwirbt, erkennt auf der Verpackung einen malerisch anmutenden griechischen Schäfer vor einer typisch griechischen Berglandschaft. Unter Zurhilfenahme einer starken Brille oder Lupe lassen sich im Hintergrund lauter klassisch schwarzbunte Holsteiner Kühe erkennen. Auf der Rückseite, bei der Angabe der Inhaltsstoffe, findet sich der Vermerk "Käse nach Feta-Art". Noch Fragen?

© Ronny Nisz 2000, u.a. nach einer Meldung der FR vom 24.02.1996


15.11.2000, Reiseleiter Ronny